1. Grundlagen

Das Gemeinsame Lernen basiert auf der Grundlage, dass eine Vielfalt von Lernvoraussetzungen und Lerninteressen im schulischen Alltag gewollt und normal ist. Damit leben die Schüler in einer Atmosphäre des Pluralismus und lernen Toleranz gegenüber ihrer Verschiedenheit. Die Jugendlichen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf sind selbstverständlicher Teil der Klassengemeinschaft. In der Konfrontation mit ihrer Verschiedenheit lernen die Schüler ihre persönlichen Stärken und Grenzen kennen.

Das Gemeinsame Lernen verstärkt den Respekt gegenüber der Unterschiedlichkeit aller Lernenden. Damit wird ein entscheidender Beitrag zur weiteren Entwicklung eines positiven Schulklimas und zur Akzeptanz von Heterogenität geleistet.

Den Gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern (im Folgenden wird die Formulierung „Schüler“ gewählt, die die weibliche Form einschließt) mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf verstehen wir als Erziehung und Unterricht in heterogenen Lerngruppen. Deren Vielschichtigkeit ist zum einen durch Jugendliche mit Beeinträchtigungen, ebenso aber auch durch Zugehörigkeit der Schüler zu anderen Nationen, Kulturen, Sprachen oder Religionsgemeinschaften bedingt.

Im Gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf spiegelt sich die Heterogenität auch in der gleichberechtigten Kooperation zwischen sonderpädagogischen Lehrkräften und Lehrkräften der Allgemeinen Schule wieder.

Durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Zugangsweisen und Erfahrungen entwickelt sich eine Förderstruktur, in der das methodisch-didaktische Handeln auf die Förderung aller Schüler ausgerichtet ist. Die Sonderpädagogik bringt in den Feldern Diagnostik, individuelle Förderung und Beratung wichtige Impulse in die Schule ein.

Das gemeinsame Lernen erfordert ein hohes Engagement von Elternhaus und Schule. Die Leitideen bilden konzeptionelle Grundlagen gerade der Gesamtschule. Je mehr sich alle Beteiligten den Leitideen des Gemeinsamen Lernens verpflichtet fühlen, umso intensiver werden die Kinder und Jugendlichen die Schule als ein Haus des Lebens und Lernens erfahren, das Grundlagen schafft für erfolgreiche Lernbiografien und ein soziales Miteinander in einer demokratischen Gesellschaft.

An der Geschwister-Scholl-Gesamtschule werden Schüler mit unterschiedlichen sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfen unterrichtet. Die Schule ist barrierefrei, neben Schülern mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung, Sprache und Geistiger Entwicklung können auch Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet werden.

Die Sonderpädagogik begreift sich in ihrem Selbstverständnis nicht als eigenständige Wissenschaft, sondern geht auf in einer „Allgemeinen Pädagogik“. In diesem Sinne betrachten wir die sonderpädagogische Förderung an unserer Schule als inklusiven Ansatz des Gemeinsamen Lernens. Wir stehen hinter der Idee einer Schule, die Schüler mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf als eine positive Erweiterung der schulischen Vielfalt versteht und ihr Unterrichts- und Schulleben auf die individuellen Förderbedarfe aller ihrer Schüler ausrichtet.

Grundsätzliches Ziel des Gemeinsamen Lernens in allen Fächern ist es, möglichst oft themengleiche Unterrichtsinhalte anzubieten, die dann auf unterschiedlichen Lernniveaus bearbeitet werden. Dabei spielt das Prinzip der Binnendifferenzierung die entscheidende Rolle. Voraussetzungen dafür sind kompetenzorientierte Lehrpläne, eine funktionierende Teamarbeit und enge Absprachen zwischen den Lehrkräften der allgemeinen Schule und den sonderpädagogischen Lehrkräften. Im weiteren Verlauf der Sekundarstufe I dienen auch Formen der äußeren Differenzierung dazu, den unterschiedlichen Erfahrungsebenen der Jugendlichen gerecht zu werden.

Weiterhin werden jahrgangsübergreifende Unterrichtskonzepte angeboten, die besonders auf Bedürfnisse der Jugendlichen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf abgestimmt sind. Hier sind u.a. zu nennen:

  • Ein „Lebenspraktisches Training“ (LPT) ab Klasse 6 in niveaudifferenzierten und jahrgangsgemischten Gruppen innerhalb und außerhalb der schulischen Erlebniswelt.
  • Ein „Berufspraktisches Training“ (BPT) im 9./10. Schuljahr mit zusätzlichen betrieblichen Praktika im 1. Halbjahr der 10. Klasse.
  • Eine Druck-AG (als Projekt mit der Nachahmung betrieblicher Strukturen) in Klasse 8 und 9 im Rahmen des Ergänzungsunterrichts.

Die Schüler können alle Abschlüsse der Sekundarstufe I erlangen. Schüler mit den Förderschwerpunkten Lernen und Geistige Entwicklung erhalten die Schulabschlüsse ihrer Bildungsgänge. Im Förderschwerpunkt Lernen kann in einem besonderen Bildungsgang ein dem Hauptschulabschluss (nach Klasse 9) gleichwertiger Abschluss erworben werden.

Zur fortlaufenden Qualifizierung der Lehrkräfte sind regelmäßiger Austausch und fest installierte Fortbildungsmaßnahmen unumgänglich. Dazu gehören die regelmäßigen Dienstbesprechungen der sonderpädagogischen Lehrkräfte und die alljährlich stattfindende schulinterne Lehrerfortbildung der Fachkonferenz Gemeinsames Lernen.

Die Schule verfügt über zusätzliche Gruppenräume, die für individuelle Förderung genutzt werden. An einigen Tagen findet für die Schüler in der Mittagspause ein Pausenangebot statt, das von der Erzieherin angeboten wird. Dieses Angebot wird auch von den Schülern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf gern als Rückzugs- und Kommunikationsmöglichkeit genutzt.

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