Folgende Aktivitäten und Programmpunkte begleiten die Schülerinnen während des Berufsorientierungsprozesses von Klasse 7 bis Klasse 10:
Jahrgang 7
AOK-Training „natürlich erleben“: Planen, Kommunizieren, Kooperieren, Selbstbewusstsein stärken, Durchhaltevermögen und Bewegung in der Natur. In einem kompakten viertägigen „Outdoor-Training“ erfahren die SchülerInnen im Jahrgang 7 ihre Klassengemeinschaft in einem anderen Kontext. Angeleitet durch erfahrene Erlebnispädagogen werden die Klassen mit handlungs- und erfahrungsbezogenen Kooperationsaufgaben konfrontiert. SchülerInnen erkennen sofort die Konsequenzen ihres Tuns. Reflexionsrunden arbeiten die Stärken und Schwächen heraus.
Jahrgang 8
Portfolio: Anstelle des Berufswahlpasses NRW haben wir ein eigenes Instrument für die individuelle Dokumentation des Berufswahlprozesses entwickelt. Das Portfolio folgt vom Aufbau einer Bewerbungsmappe. Es ist die Sammelstelle für alle Ergebnisse der Berufsorientierungsaktivitäten und wird zu Beginn des 8. Jahrgangs eingeführt. Konkret werden alle praktischen Berufsorientierungsmaßnahmen, an denen die SchülerInnen teilnehmen, darin dokumentiert und kurz reflektiert. Das Portfolio beinhaltet den Lebenslauf und die individuellen Bewerbungsanschreiben z.B. für ein Praktikum. Außerdem werden dort Zeugniskopien gesammelt.
Potentialanalyse: Zu Beginn der 8. Klasse erfolgt der praktische Einstieg in die Berufsorientierung. Landesweit wird die Potentialanalyse an allen Schulen durchgeführt. Die SchülerInnen durchlaufen verschiedene Stationen und erhalten in einem Auswertungsgespräch Rückmeldung zu ausgewählten berufsbezogenen Potentialen wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Motorik, räumliches Vorstellungsvermögen. Es werden erste Ideen zu beruflichen Interessen und Fähigkeiten entwickelt und dokumentiert.
Schulparcours: Bei dem Schulparcours, der in der Mitte der Jahrgangsstufe 8 angeboten wird, handelt es sich um einen Berufsparcours, der an unserer Schule durchgeführt wird. An nahezu 20 verschiedenen Stationen, die alle etwas mit Berufsbildern zu tun haben, erproben die SchülerInnen über 90 Minuten lang ihre Fähigkeiten und Interessen.
Berufsfelderkundung (BFE): Anknüpfend an die Erfahrungen mit der Potentialanalyse und dem Berufsparcours werden im 2. Halbjahr (Jg. 8) und zu Beginn des 9. Jahrgangs Berufsfelderkundungen durchgeführt. Dabei handelt es sich um zweitägige Praktika. Wir begrüßen es außerordentlich, wenn SchülerInnen eine Berufsfelderkundung bei den Eltern, den älteren Geschwistern oder Verwandten durchführen. Auf diese Weise werden Eltern unmittelbar in den Prozess der BO einbezogen. Mit Hilfe eines eigens dafür entwickelten Erkundungsbogens werden die gesammelten Erfahrungen im Wirtschaftsunterricht intensiv ausgetauscht und reflektiert. Neben der betrieblichen BFE führen wir i.d.R. noch eine trägergestützte BFE durch.
Mädchen- und Jungenmesse: Einmal im Jahr findet in Detmold die Mädchen- und Jungenmesse statt. Initiiert von der Stadt Detmold nehmen an dieser Messe zahlreiche Institutionen teil. Jungen lernen auf dieser Messe u.a. Sozialberufe kennen, Mädchen dagegen lernen technisch-handwerkliche Berufe kennen. Vorbereitet wird der Besuch im Wirtschaftsunterricht.
Jahrgang 9
Berufe live – Ausbildungsmesse: Im Jahrgang 9 besuchen alle Klassen die Ausbildungsmesse Berufe live in Detmold, auf dem Gelände der IHK. Der Besuch wird im Wirtschaftsunterricht vorbereitet. Für den Besuch der Messe gibt es spezielle Erkundungsbögen, mit denen die SchülerInnen auf der Ausbildungsmesse arbeiten.
Berufsorientierungs-(BO)woche: Zu Beginn des Jahrgangs 9 findet die Berufsorientierungswoche statt.
In dieser Woche findet die zweite betriebliche BFE statt. Die SchülerInnen lernen das Berufsinformationszentrum (BIZ) und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit kennen. Der Besuch der Ausbildungsmesse Berufe live wird ausgewertet. Die Bewerbungsunterlagen im Portfolio werden erstellt und aktualisiert. Außerdem findet ein Bewerbungstraining für die Praktikumsplatzsuche statt.
Wettbewerb der Wirtschaftsjunioren: Im Jahrgang 9 nehmen alle Klassen am bundesweit durchgeführten Wettbewerb der Wirtschaftsjunioren teil. Bei diesem Wettbewerb müssen die SchülerInnen äußerst knifflige Fragen aus unterschiedlichen Themenbereichen (z.B. Politik, Allgemeinwissen, Internationales, Ausbildung) nach einem Multiple-Choice Verfahren beantworten. In den vergangenen Jahren gehörten SchülerInnen der Geschwister-Scholl-Gesamtschule zu den Preisträgern in Lippe.
Zwei mehrwöchige Betriebspraktika: Im Jahrgang 9 findet vor den Osterferien das dreiwöchige Praktikum statt. Im Jahrgang 10 findet zu Beginn des 2. Halbjahres ein zweiwöchiges Praktikum statt. Die Suche der Praktikumsplätze erfolgt durch die Zusammenarbeit mit dem Elternhaus. Zudem gibt es eine umfangreiche Liste von möglichen Betrieben. Außerdem unterstützen ein Praktikumspate und die IHK SchülerInnen bei der Suche. Die SchülerInnen erproben sich erstmals über einen längeren Zeitraum und sammeln wichtige Erfahrungen. Ein Vor- und Nachbereitungstag sowie der Praktikumsbericht helfen dabei, die Erfahrungen zu reflektieren.
Berufsberatung durch die Agentur für Arbeit: Die Berufsberatung lernen die SchülerInnen in der BO-Woche kennen. Außerdem stellt sich die Berufsberatung den Eltern am Klassenpflegschaftsabend zu Beginn der Jahrgangsstufe 9 vor. Alle SchülerInnen werden im 2. Halbjahr der Jahrgangsstufe 9 zu Einzelgesprächen eingeladen. Für Eltern ist die Berufsberatung als Ansprechpartner an den Beratungstagen im Haus.
Ausbildungsbotschafter: Im zweiten Halbjahr Jahrgang 9 besuchen Ausbildungsbotschafter die Klassen. Dabei handelt sich um Auszubildende, die den SchülerInnen ihren Beruf vorstellen und von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. In einem offenen Gespräch erzählen diese jungen Menschen, wie sie zu ihrem Beruf gefunden haben, wie die Bewerbungssituation verlief, welche Anforderungen sie zu bewältigen haben und welche Vorteile sie in ihrem Beruf sehen. Aber auch Probleme oder Nachteile werden nicht verschwiegen. So entsteht ein sehr ehrliches und authentisches Bild von der Ausbildung.
AOK-Bewerbungstraining: Vor den Sommerferien haben die Klassen im Jahrgang 9 die Möglichkeit, an einem Bewerbungstraining teilzunehmen. Neben wichtigen Tipps wird konkret ein Bewerbungstest simuliert. Außerdem werden Bewerbungsgespräche mit SchülerInnen gefilmt und anschließend intensiv analysiert.
Jahrgang 10
Bus der Kreishandwerkerschaft: Insbesondere das Handwerk sucht seit Jahren händeringend motivierte und zuverlässige Auszubildende. Mit der Aktion „Komm wie du bist“ werden allen SchülerInnen zu Beginn der Jahrgangsstufe 10 die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten im Handwerk vorgestellt. Mit diesem Programm sollen auch SchülerInnen, die nicht so gute Noten haben, ermutigt werden, sich zu bewerben.
Abend der Berufskollegs: Vor dem Halbjahreszeugnis im Jahrgang 10 sind verschiedene Berufskollegs zu Gast an unserer Schule. Gemeinsam mit ihren Eltern haben die SchülerInnen die Möglichkeit, sich über die unterschiedlichen Bildungsgänge zu informieren und konkrete Fragen zu stellen. Vorbereitet wird der Abend in den Klassen durch die Berufsberatung.
Klassenleitung und Kooperationen
Die Rolle der Klassenleitungen während der BO: Die Klassenleitungen kennen ihre SchülerInnen und die Elternhäuser mitunter seit der Klasse 5. Sie begleiten daher sehr intensiv den Prozess der Berufsorientierung. Sie helfen aktiv mit bei der Umsetzung des Berufsorientierungskonzeptes. Sie besuchen die SchülerInnen während der mehrwöchigen Praktika. Sie sind verantwortlich für die Dokumentation im Portfolio. Sie reflektieren gemeinsam mit den SchülerInnen die BO-Aktivitäten. Sie sind die ersten und zuverlässigen Ansprechpartner für ihre SchülerInnen. Die Klassenleitungen sind somit der Garant für eine erfolgreiche Berufsorientierung.
Kooperationen: Die Geschwister-Scholl-Gesamtschule kooperiert im Rahmen der Berufsorientierung mit vielen verschiedenen Partnern und Institutionen. Neben den bereits genannten Kooperationspartnern gehören dazu u.a. die Firma Weidmüller, das Klinikum Lippe, das Waldhotel Bärenstein, das zdi-Lemgo, das Bildungsinstitut NESTOR.
Die KAoA-Klasse (BuS: Beruf und Schule – Klasse mit Langzeitpraktikum
SchülerInnen können unter bestimmten Voraussetzungen das 10. Pflichtschuljahr in der KAoA-Klasse absolvieren. Zielgruppe dieser Klasse sind SchülerInnen, bei denen die Befürchtung besteht, dass sie keinen Schulabschluss erreichen werden. Der Klassenlehrer der KAoA-Klasse organisiert in enger Absprache mit den jeweiligen Klassenleitungen, der Abteilungsleitung 2 und den Schulsozialarbeitern die Zusammensetzung der Klasse. Geeignete KanditatInnen und ihre Erziehungsberechtigten werden in einem Beratungsgespräch über das Konzept informiert. Die Aufnahme in die KAoA-Klasse erfolgt freiwillig.
Inhaltliches Konzept:
Die SchülerInnen absolvieren in dem Schuljahr ein Langzeitpraktikum, das zweimal wöchentlich erfolgt. Im Idealfall wird das Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb durchgeführt. Die übrigen drei Tage wird Unterricht im Vormittagsbereich in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch, Gesellschaftslehre, Sport, NW, Wirtschaft und Ethik erteilt.
Chancen:
Mit dem erfolgreichen Abschluss der KAoA-Klasse erhalten SchülerInnen den Hauptschulabschluss nach 9. Die besondere Chance besteht darin, dass die SchülerInnen nach einem erfolgreichen Langzeitpraktikum direkt in ein Ausbildungsverhältnis übernommen werden. Alternativ sollen die SchülerInnen in diesem Jahr so gefestigt werden, dass sie anschließend einen Schulbesuch an einem Berufskolleg erfolgreich gestalten können.
Schwierigkeiten und Erfolge:
Mit dem Wechsel in die KAoA-Klasse ändern sich die schulischen Rahmenbedingungen deutlich, nicht aber die sozialen Kontexte, durch die SchülerInnen in ihrem Verhalten mitunter negativ geprägt wurden. Daher ist auch das KAoA-Klassenmodell kein Erfolgsgarant. Insgesamt haben die KAoA-Klassen aber höhere Übergangsquoten in die duale Ausbildung als die Regelklassen. Die Klasse ist somit insgesamt ein Erfolgsmodell.
Berufsorientierung und Inklusion
Langzeitpraktikum für SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf LE
In jedem Jahrgang der Sekundarstufe I gibt es zwei Klassen des gemeinsamen Unterrichts. In diesen Klassen werden im Rahmen der Inklusion SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf unterrichtet.
Viele FörderschülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Lernen (LE) könnten nach der 10. Klasse eine duale Ausbildung schaffen (z.T. mit unterstützenden Maßnahmen z.B. durch die Agentur für Arbeit). Diese SchülerInnengruppe hat jedoch häufig große Probleme, sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten und selbstständig einen geeigneten Ausbildungsplatz zu akquirieren. Daher besteht für diese Gruppe die Möglichkeit, sich in Klasse 10 über ein Langzeitpraktikum (1 Jahr lang einen Tag pro Woche) für eine Ausbildungsstelle zu empfehlen, sofern die Erziehungsberechtigten und SchülerInnen sich damit einverstanden erklären. Das Langzeitpraktikum wird in Klasse 9 im Fach „Berufspraktisches Training“ (BPT) vorbereitet. Zu diesem Vorbereitungstraining gehört die intensive und individuelle Unterstützung bei der Berufswahl. Außerdem werden eine Reihe weiterer Module durchgeführt: intensives Bewerbungstraining, Verhalten im Betrieb gegenüber MitarbeiterInnen und Kunden, Vorschriften des Arbeitsschutzes u.a.
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Betrieben in Detmold, die bereit sind, SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Lernen für ein Jahrespraktikum zu nehmen. Sofern die Erziehungsberechtigten gemeinsam mit ihren Kindern keinen Praktikumsplatz finden, bemüht sich die Schule um die Vermittlung. Im Laufe der Jahre hat sich dieses Modell als überaus erfolgreich erwiesen. Die Vermittlungsquoten aus dem Langzeitpraktikum in eine duale Ausbildung liegen seit Jahren weit über dem Landesdurchschnitt für diese SchülerInnengruppe.
Zu den Ausbildungsbetrieben gehörten in der Vergangenheit z.B. Großküchen, Handwerksbetriebe, der Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie bzw. das Hotelwesen.